Thomas Felder

Musik&Wort

Texte

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Jede öffentliche Verwendung bedarf seiner schriftlichen Genehmigung.


Nie wieder Frieden kriegen
Mutter Kugel
Das Feuer
Mae Liacht
Wia a Vogl
Illusiona
So beni
So wie der Wal
Essat ond trengat
Dag

Flitterlampio (alle Texte zur CD TF 1200)

Soodomm

 



Nie wieder Frieden kriegen

Ich will nie wieder Frieden kriegen
Wir haben schon mehr als genug gekriegt
Ich will nie über andere siegen
Denn so ein Sieg wär der letzte

Als Kind konnte ich Glockenblumen läuten
Die Morgenperlen schüttelte ich ab
Es war als ob sie sich darüber freuten
und fielen glitzernd in ihr kühles Grab

Ich liebte dieses lustig bunte Treiben
Die Blumen waren jeden Morgen da
Es schien als würde alles ewig bleiben
Ein Farbenmeer in dem so viel geschah

Doch bald fand ich mich ein mit all den andern
dort wo man für sein Wissen Zeugnis kriegt
Wir durften rechnen lesen schreiben wandern
Jetzt kams drauf an daß man beim Spielen siegt

Die Blumen mußt ich jetzt beim Namen nennen
Die Morgenperlen waren Wasser nur
Ich mußte Primeln Raps und Krokus kennen
Und lernte fleißig doch gebückt und stur

Was hosch du en där Gladse kriagt
I hao an Vierer kriagt ond du
Was hosch an Zwoer kriagt des isch gemein
Du hosch an Zwoer kriagt
Ond i an lombiga Vierer

Was hot dr Dieter kriagt
Noe an Oeser
Der Saubachel der daobe
Der Drecksbachel der Verreggde
Där hot agschrieba
Des haoni genao gsäa wie der agschrieba hot
Des sag i dr Frao Schlaokowski
Dr Frao Schlaokowski sag i des jawoll

Herr Felder was krieg i für mae Zoechnong
Was krieg i für mae scheena Zoechnong
Herr Felder was muaß i do
Daß i an Oeser krieg
en maener scheena Zoechnong

Was sagat sie do
Die Mikimeis soll i weglassa
Maene Mikimeis soll i älle weglassa
Aber des ka doch et sae
Des isch dochs beschde
Von maener ganza Zoechnong
Meine Mikimeis lass i nicht weg
Des isch dochs ällerbeschde
Von maener ganza Zoechnong

Aber gell Herr Felder
Ao wenn i maene Mikimeis schdandalass
No krieg i trotzdam no an Dreier en Zoechna
Sie gebbat jo nix schlechters wie an Dreier
Ha no lass i mae Bild hald so
Ond no lern i lieber no Madde
Do schrieba mir nochher a Gladdse
Beim Herr Datze

Es ist ja gar nicht wichtig was zu wissen
Nur daß man für sein Wissen etwas kriegt
Wir haben nur das Kriegen lernen müssen
Und daß man beim Kriegen immer oben liegt

Gang weg do Gang weg do Gang weg do Gang weg do Gang weg do
Gang weg do Gang weg do Gang weg do do muaß i na

Gang weg do Gang weg do Gang weg do Gang weg do Gang weg do
Gang weg do Gang weg do Gang weg do I muaß do na

Ich will nie wieder Frieden kriegen
Wir haben schon mehr als genug gekriegt
Ich will nie über andere siegen
Denn so ein Sieg wär der letzte

(Text und Musik: Thomas Felder)
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Mutter Kugel

Ich bin die Mutter Kugel und
Ich hab nur ein Gesicht
Ich bin von allen Seiten rund
Mal dunkel und mal licht

Ich bin schon alt muß man verstehn
Ich hab schon viel erlebt
Was in mir ist das kann man sehn
Wenns oben auf mir bebt

In meiner Jugend habe ich
Mich tüchtig ausgetobt
Jetzt halt ich still und wende mich
Wie ich der Sonn gelobt

Im grauen Alter hat sie mir
Ein kostbar Kleid geschenkt
Ein Faunenfest samt geil Getier
Viel Frucht uneingeengt

Mein jüngstes Früchtchen ist derzeit
Ein Tier mit hohem Gang
Das macht sich breit fühlt sich gescheit
Lebts erst sekundenlang

In kurzer Zeit hats mir entstellt
Mein ehrbar Angesicht
Macht sichs zum eignen Schlachtenfeld
Hält selber sich Gericht

Gern hätt ich diesem schönen Tier
Die Ewigkeit gegönnt
Doch hats aus schierer Geltungsgier
Mein Angebot verhöhnt

Wenn sich dies Früchtchen ausgebrüllt
Und ausgeblutet hat
Dann wird mein Kleid ganz aufgewühlt
Ganz wundenweh sein matt

Dann wart ich bis die Sonne mein
Verletztes Antlitz heilt
Und in der Nacht des Mondes Schein
Auf meinen Narben weilt

(Text und Musik: Thomas Felder)
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Das Feuer

Vor fast einem halben Jahrtausend bei Nacht
Da haben die Bauern ein Feuer gemacht
Es war kein Kartoffelkraut war auch kein Holz
Was die da verbrannten sie warn darauf stolz
Daß endlich die Knechtschaft die Angst und die Schmach
Ein Funken von Hoffnung auf Leben durchbrach

Deswegen Freunde schaut zu daß dies Feuer immer brennt
Holt ihr den Zunder ich blas in die Glut
Wärme wirkt Wunder o ihr macht mir Mut
Bis jeder vom andern
Bis jeder vom andern
Bis jeder vom andern die Heiterkeit kennt

Das Feuerchen flackerte aber nicht lang
Da ward es den Herrn in den Burgen so bang
Sie zogen ins Feld mit Kanonen hinaus
Und machten den Armen im Nu den Garaus
Gar viele verendeten auf dem Schafott
Und Tausende fanden am Galgen den Tod

Deswegen ...

Jahrhunderte herrschte nun Ruhe im Land
Fast nirgends hat nun mehr ein Feuer gebrannt
Doch Rauchschwaden stiegen aus jedem Dorf hoch
Und unter der Asche da glimmte es noch
Seit jener Zeit hat es kein Herr mehr geschafft
Alle Funken zu töten mit staatlicher Kraft

Deswegen ...

Wo ist es denn heut unser Feuer sagt an
Es steht einer drauf und der pinkelt es an
Der stand noch nicht gestern der steht erst seit heut
Und hat unser kostbares Kleinod entweiht
Wir haben geschlafen Wir gaben nicht acht
Wir müssen der sein der dem Kerl Beine macht

Deswegen ...

Es ist jedoch leichter gesagt als getan
Den Kerl zu erkennen den Scharlatan
Der steckt in uns selber in dir und in mir
Und dann ist die Frage doch auch wer sind  w i r
Der Herr aus der Rüstung das sterbende Kind
Die Antwort, die weißt du, schon weht sie im Wind

Und darum Freundinnen und Freunde ...

(Text und Musik: Thomas Felder)
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Mae Liacht

Nemmat anander a
Aber hangat et ananander na

Wenni nemme lacha ka
Weil i s Schbiil verlaora hao
Wenn i kotz vor Eifersucht ond sag
Der andre so a Sau
Schdand do drnäaba ganz alloe
Ond trau me nemme nae
Will nemme läaba Leit ond Glächter
Ällas rauscht vorbei
O no zoeg mir Du Dae Gsiicht
Brenn in mir mae Liacht
Mach aus mir an Doel von Daener Gschicht

Nehmt einander an
Aber hängt nicht aneinander herum

Wenn ich nicht mehr lachen kann
Weil ich das Spiel verloren habe
Wenn ich kotze vor Eifersucht und sage
Der andere, so ein Arschloch
Steh da daneben ganz allein
Und trau mich nicht mehr hinein
Will nicht mehr leben Leute und Gelächter
Alles rauscht vorbei
O dann zeig Du mir Dein Gesicht
Brenn in mir mein Licht
Mach aus mir ein Teil
Deiner Geschichte

Text und Musik: Thomas Felder
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Wia a Vogl

Wia a Vogl midde Fliagl schlaet
So schlag i d Gidarr ond seng
Schbiir wiad Luft mae Senga weidertraet
Weit weg haert ma maene Kleng

Wia a Vogl saene Liadr pfeift
So pfeif i mae Melodii
Wenn dr Ton zomma Gedanka reift
Fraet sich koenr so wia i

Wia a Vogl ibrd Felder fluigt
So fliag i durch Schdat ond Land
Ka nix fenda was mae Herz beruigt
Fend an Haufa Schmach ond Schand

Wia a Vogl nocham Fuddr suacht
So suach i a fraendlichs Gsiicht
Werd verschempft ond ao so oft verfluacht
Daß mr schier dr Fada bricht

Wia a Vogl en da Siada zuit
Wenns do hoba nix mae geit
Muaß i gao bevor mrd Gosch zuafruit
Ond mae Muat am Boda leit

Wia a Vogl hock i aufam Droot
Iab frs Frijoor schao da Gsang
Bis em Däle wiidr Bloama hot
Gott morom daurat des so lang

Wie ein Vogel mit den Flügeln schlägt
So schlage ich die Gitarre und singe
Spüre wie die Luft mein Singen weiterträgt
In der Ferne hört man meine Klänge

(Text und Musik: Thomas Felder)
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Illusiona

Guggamol her was i do für a schees Bild von Dir hao
A wonderschees Bild haoni selber gmacht
Will i di so wiani will daß Du bisch oder will i di so wie Du bisch
So wieni will wit du ao des wär jo gelacht

Jetz guggamol her was i do für a schees Bild von Dir hao
A wonderschees Bild haoni selber gmacht
Will i di so wiani will daß Du bisch oder will i di so wie Du bisch
Wieni will bisch du ao des wär jo gelacht

Tatsach isch doch daß du mir maene Illusiona klaot hosch
Maene wertvolle Illusiona hosch du gschdola
Bisch oefach et so gwäa wieni mir des do ausdenkt hao
Sauer beni do gwäa sag i dir sauer

Ha morom kani Dir haet wieder in Daene Auga gugga
Ha morom kani Dir haet wieder verzeia
Sag amol kasch Du mir ao wieder en maene Auga gugga
Kasch Du mir ao verzeia

Guggamol der do der hot eddamol a Dach überm Kopf hot der eddamol
Hält der des en dera Kälde do überhaupt aus
Guggamol der do der hot eddamol a Dach überm Kopf hot der eddamol
Wie hält der des en dera Kälde aus

Tatsach bleibt doch daß Du mir meine Illusiona gnomma hosch
Meine wertlose Illusiona hosch Du mir weggnomma
Sauer kommts doch no rauf ällamol
Doch no rauf ällamol
Doch no

Schau doch mal her, was ich da für ein schönes Bild von dir hab!
Ein wunderschönes Bild - hab ich selbst gemacht.
Will ich dich so, wie ich will daß du bist, oder will ich dich so wie du bist?
Wie ich will, willst du auch, das wäre ja gelacht.

Nun schau doch mal her, was ich da für ein schönes Bild von dir hab!
Ein wunderschönes Bild ­ hab ich selbst gemacht.
Will ich dich so wie ich will daß du bist oder will ich dich so wie du bist?
Wie ich will, bist du auch, das wäre ja gelacht.

Tatsache ist doch, daß du mir meine Illusionen geklaut hast,
meine wertvollen Illusionen hast du mir gestohlen.
Warst einfach nicht so, sie ich mir das ausgedacht habe.
Sauer war ich da, sag ich dir, sauer.

Sag, warum kann ich dir heute wieder in deine Augen schauen?
Warum kann ich Dir heute wieder verzeihen?
Sag mal, kannst du mir auch wieder in meine Augen schauen?
Kannst du mir auch verzeihen?

Schau dir den an, der hat nicht einmal ein Dach überm Kopf.
Hält der das in der Kälte überhaupt aus?
Schau dir den an, der hat nicht einmal ein Dach überm Kopf.
Wie hält der das in der Kälte bloß aus?

Tatsache bleibt doch, daß du mir meine Illusionen genommen hast,
meine wertlosen Illusionen hast du mir weggenommen.
Sauer kommt¹s doch noch ¹rauf immer mal wieder -
Doch noch ¹rauf immer mal wieder -
Doch noch.

(Text und Musik: Thomas Felder)
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So beni

So beni
Wiani be
So beni

Aber moni be
Wäri ni
One Di

One Di
Wäri ni
Do

Moni be


So bin ich
Wie ich bin
So bin ich

Aber wo ich bin
Wäre ich nicht
Ohne Dich

Ohne Dich
Wäre ich nicht
Da

Wo ich bin

(Text und Musik: Thomas Felder)
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So wie der Wal

So wie der Wal Posauna em Wasser
Meilaweit haera lot onderem Eis
So kennat Lieder vom Menscha ao klenga
Wenn er no senga lernt auf saener Roes
Hmmmmm

Vögel ond Füx hand Neschder ond Höla
Fliagat ond jagat durchd Luft übers Gras
Menscha hand nix aber wellat doch ällas
Machat sich he ond verlierat iir Maß
Hmmmmm

Sammlat et Schätz mo glitzrat ond glänzat
Morga schao fressats die Motta der Roscht
Doelat mitnander ond schenkat was gschenkt isch
Gott isch do honda a Schatz mo nix koscht
Hmmmmm

So wie der Wal Posauna em Wasser
Meilaweit haera lot onderem Eis
So kennat Lieder vom Menscha ao klenga
Wenn er no senga lernt auf saener Roes
Hmmmmm

So wie der Wal Posaunen im Wasser
Meilenweit hören läßt unter dem Eis,
So können Lieder vom Menschen auch klingen,
wenn er nur singen lernt auf seiner Reise.
Hmmmmm

Vögel und Füchse haben Nester und Höhlen,
fliegen und jagen durch die Luft, übers Gras.
Menschen haben nichts und wollen doch alles,
machen sich kaputt und verlieren ihr Maß.
Hmmmmm

Sammelt keine Schätze, die glitzern und glänzen ­
Morgen schon fressen sie die Motten, der Rost.
Teilt miteinander und schenkt, was geschenkt ist.
Gott ist da unten ­ ein Schatz, der nichts kostet.
Hmmmmm

(Text und Musik: Thomas Felder)
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Essat ond trengat

Mo Du des Brot ausdoelsch
Do saesch zu mir
Des ked mae Floesch sae
Des isch mae Floesch

Wie Du däa Wae aeschenksch
Do saesch zu mir
Des ked mae Bluat sae
Des isch mae Bluat

Nemmat ond essat
Nemmat ond trengat
Essat ond trengat
Ond dengat an mi

I be der Boomschdamm
Ond iir send Friicht
I be der Bräutigam
Iir tragats Liacht
I be der Waeschdock
Ond iir send Räaba
I be der Deifl do
I be des Läaba

Wo du das Brot austeilst,
sagst du zu mir:
Das könnte mein Fleisch sein.
Das ist mein Fleisch.

Wie du den Wein einschenkst,
sagst du zu mir:
Das könnte mein Blut sein.
Das ist mein Blut.

Nehmt und esst.
Nehmt und trinkt
Esst und trinkt
Und denkt an mich.

Ich bin der Baumstamm
und ihr seid Früchte.
Ich bin der Bräutigam,
ihr tragt das Licht.
Ich bin der Weinstock,
Ihr seid die Reben.
Ich bin der Teufel da.
Ich bin das Leben.

Esst und trinkt,
trinkt und denkt,
denkt an mich.

(Text und Musik: Thomas Felder)
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Dag

Losne wie die Wipfel rauschat
Siisch die Wella aufam See
Schdoora schwatzat Farba dauschat
Nacht schao gegan Dag so schee
Schwanaweiße Wolga schiabat
Marmorblöck ens Hemmelblau
Bäärla mo sich jong verliabat
Det a Ma ond do a Frau

Kommat no iir Hura Fromme
Bettelarme Millionär
Obergscheide Dreimoldomme
Hogghat an däa Disch do her
Wal ond Elefanta Geier
Doelat mit ons Brot ond Wae
Königskender Krona Schlaer
Mada Würmer ao drbei

Horch, wie die Wipfel rauschen.
Schau, die Wellen auf dem See.
Stare schwatzen, Farben tauschen
Die Nacht schon gegen den Tag, so schön.
Schwanenweiße Wolken schieben
Marmorblöcke ins Himmelblau.
Paare, die sich jung verlieben,
dort ein Mann, da eine Frau.

Kommt nur, ihr Huren, Fromme,
Bettelarme Millionäre,
Obergescheite, Dreimaldumme,
Setzt Euch her, an den Tisch.
Wale, Elefanten, Geier
Teilen mit uns Brot und Wein.
Königskinder, Kronen, Schleier,
Maden, Würmer sind auch dabei.

(Text und Musik: Thomas Felder)
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Flitterlampio (alle Texte zur CD TF 1200):

 

 

Flitterlampio


Guck wie der Boom sich middam Weed bewegt
A bonter Flitterlampio
Bevor a Blatt sich auf da Boda legt
Gauklats ond schauklats no drvo

Sonnaschdrala schlagat Burzlbeem
Blätter blengat gold orasch
Wengat schwengat schwäbat ab en da Leem
Daß du so schee dren wadla kasch

Do knackt ond knischdrat no dae Kenderzeit
Em knöcheldiafa Laob
Do rauscht ond raschlat schao dae Ewigkaet
Onds Läaba macht sich auf ausam Schdaob

Schau wie der Baum sich mit dem Wind bewegt
Ein bunter Flitterlampion
Bevor ein Blatt sich auf den Boden legt
Gaukelt und schaukelt es noch davon

Sonnenstrahlen schlagen Purzelbäume
Und Blätter blinken gold orange
Winken schwenken schweben ab in den Lehm
Dass du so schön drin waten kannst
Da knackt, da knistert noch deine Kinderzeit
Im knöcheltiefen Laub
Rauscht und raschelt schon Deine Ewigkeit
Und das Leben macht sich auf aus dem Staub

(Text und Musik: Thomas Felder)

 


Amerika


Regnet's Brot vom Himmel ra
Auf Kender en der Sahara
Dreimal darfsch du raten wer war da
Ein Flugzeug aus
Ein Flugzeug aus
Ein Flugzeug aus Amerika
Amerika
Du lieber graoßer Bruader
Mae Allmachts-Ooschuldsluader
Dir schleck i d Schdiifel a

I be halt so schläfrig
Merk no et moher der Weed jetzt wäät
Schdand no für da Frieda auf so schbäät
Amerika
Dir verdank i daß i hier und da
No so frei senga ka
Daß i demonschdriira gega
Dae Marschiira ka
Amerika
Du lieber graoßer Bruader
Mae Allmachts-Ooschuldsluader
Dir schleck i d Schdiifel a

Thank you dear Amerika
that I can critizise your war
Thank you dear Amerika
I kiss your boots from very far
Away beyond the ocean
With much emotion
Much emotion

Regnet es Brot vom Himmel herunter
auf Kinder in der Sahara,
Dreimal darfst du raten wer war da:
Ein Flugzeug aus Amerika.
Amerika,
Du lieber großer Bruder,
Mein Allmachts-Unschuldsluder,
Dir leck ich die Stiefel.

I bin halt so schläfrig,
Merke noch nicht, woher der Wind jetzt weht,
Steh noch für den Frieden auf so spät.
Amerika,
Dir verdanke ich, daß ich hier und da
Noch so frei singaen kann,
Daß ich demonstrieren gegen
Dein Marschieren kann.
Amerika,
Du lieber großer Bruder,
Mein Allmachts-Unschuldsluder,
Dir leck ich die Stiefel.

(Text und Musik: Thomas Felder)

 


Alexander


Wiani di do so sitza sä Alexander
Mit daem oena Arm ond dr ander
Amputiert
Was isch dir do bassiert :/ (Ende: Was isch bassiert)
Mit daener räachta Hend
?

Liidgidarre hosch du gschbiilt en dr Bluusbänd
Gardawägbluesbänd hot domols jeder kennt
Em Gardawääg
Richdig schee bluusig schrääg
Hots ammol gruuvd ond dao

Lang hotma nix mae ghaert von dir Alexander
Bisch en dr ganza Weltgschicht omanander
Vermisst oder vrpisst
Koenr hot jedafalls gwisst
Mo du de aegentlich romtreibsch
Mo de bleibsch

Bis en der oena Nacht aufam Marktplatz
Bsoffa bisch gwäa von dr Kapp ra bis zom Absatz
Oefach bloß no so romgschbonna
En däa Marktbronna
Schdellsch du a Faarad nae
Muaß des sae

D Bulla send sofort dogwäa ond hand zuapackt
Hendschälla hand klickt ond ruck zuck warsch du aegsackt
Hosch kickt ond hosch de no gweert
S hot nix gnutzt s Audo feert
Ab mit dir end Psychiatrie
Aber wie

Schnallt ma de do auf a Bett na du tobsch rom
Schreisch wia a Schdiir aber koener guckt zu dir nom
Ha soa narrats Gschroe
Lood ma doch liabr alloe
Hot jo no gnuag zom do
Anderswo

Fessla ischs ällerschlemmscht was ma dir adoa ka
Aufbaemt ond kromm zapplasch du rom do
Merksch Mensch do hosch
Do hosch doch no was en dr Dasch
S Feuerzeug fällt en dae Hend
Ond s brennt

S qualmat ond durch dae Bettzeug frisst sichs Feuer
Zwischa de Fiaß genau zo daene Oer
A dreiviertel Schdond dae Hilfegschroe
Aber koenr guckt zu dr nae
Do opfersch bevor dae Sack brennt
Dae Hend

Wie ich dich da so sitzen seh, Alexander
Mit deinem einen Arm ond der andere
Amputiert
Was ist dir da passiert
Mit deiner rechten Hand
?

Leadgitarre hast du gespielt in der Bluesband
Gartenweg-Bluesband hot damols jeder gekannt
Im Gartenweg
Richtig schön bluesig schräg
Klang das immer und groovte toll


Lang hat man nichts mehr gehört von dir Alexander
Bist in der ganzen Weltgeschichte herumgekommen
Vermisst oder verpisst
Keiner wusste jedenfalls
Wo du dich eigentlich herumtreibst
Wo du bleibst

Bis in der einen Nacht auf dem Marktplatz
Besotten warst du von der Mütze bis zum Absatz
Einfach nur noch herumgesponnen
In den Marktbrunnen
Stellst du ein Fahrrad hinein
Muß das sein?

Die Bullen standen sofort da und packten zu
Handschellen klickten und ruck zuck warst du eingesackt
Hast gekickt und hast dich gewehrt
Nützt nichts, das Auto fährt
Ab mit dir in die Psychiatrie
Aber wie

Schnallt man dich da auf ein Bett, du tobst herum
Schreist wie ein Stier aber keiner schaut zu dir rüber
Na so ein Wahnsinnsgeschrei
Läßt man doch lieber allein
Es gibt doch genug zu tun
Anderswo

Fesseln ist das allerschlimmste, was man dir antun kann
Aufgebäumt und krumm zappelst du herum
Da merkst du, Mensch, Kerl, du hast
Du hast doch da noch was in der Tasche
Das Feuerzeug fällt in deine Hand
Und es brennt

Es qualmt und durch dein Bettzeug frisst sich das Feuer
Zwischen en Füßen genau zu deinen Hoden
Eine dreiviertel Stunde schreist Du um Hilfe
Aber keiner schaut zu dir herein
Da opferst du, bevor dein Sack brennt
Deine Hand

(Text und Musik: Thomas Felder)

 


Rägaboga


Siisch du däa Rägaboga über Buddahausa
Do fäält a Farb
Do fäält doch a Farb
Des klaene Wäagle do zom Judafriedhof draußa
Des isch a Narb
A offana Narb
Do fäälat über hondert Schdoe an sällam Roe
Dia sollat et sae
Noe dia sollat et sae

Mir hand jetz gnuag denkt an onsere Juda
Gnuag Schdoener am Ort
Schdoener am Ort
Ond schdelld ons oener Schdoener drzua do
Schloef mr se fort
Sofort fort
Des wärat über hondert Schdoe an sällam Roe
Des daf doch et sae
Et woor sae

Jetz hangt a Daafl em Museum zu där Schdori
Emma Raama aus Holz
Aus Holz
Von Sofie Ackermann bis Jenny Zamory
Do semmer schdolz
Do semmir schdolz
Mir schbaarat über hondert Schdoe an sällam Roe
Ja so solls sae
So solls sae
Siisch du däa Rägaboga über Buddahausa?

 

Siehst du den Regenbogen über Buttenhausen
Da fehlt eine Farbe
Da fehlt doch eine Farbe
Der kleine Weg zum Jüdischen Friedhof draußen
Das ist eine Narbe
Eine offene Narbe

Da fehlen über hundert Steine an der Böschung
Die sollen nicht sein
Nein die sollen nicht sein


Wir haben jetzt genug an unsere Juden gedacht
Genug Steine am Ort
Steine am Ort
Und stellt uns einer Steine dazu, dann
Schleifen wir sie fort
Sofort fort

Das wären über hundert Steine an der Böschung
Das darf doch nicht sein
Nicht wahr sein


Jetzt hängt eine Tafel im Museum zu der Story
In einem Rahmen aus Holz
Aus Holz
Von Sofie Ackermann bis Jenny Zamory
Darauf sind wir stolz
Darauf sind wir stolz

Wir sparen über hundert Steine an dem Hang
Ja so soll's sein
So soll's sein

Siehst du den Regenbogen über Buttenhausen
?


O Heiland reiß die Himmel auf

O Heiland reiß die Himmel auf
Herab herab vom Himmel lauf
Reiß ab vom Himmel Tor und Tür
Reiß ab wo Schloß und Riegel für

O Gott ein Tau vom Himmel gieß
Herab herab o Heiland fließ
Ihr Wolken brecht und regnet aus
Den König über Jakobs Haus

O Erd schlag aus schlag aus o Erd
Daß Berg und Tal grün alles wird
O Erd herfür dies Blümlein bring
O Heiland aus der Erden spring

Wo bleibst du Trost der ganzen Welt
Darauf sie all ihr Hoffnung stellt
Ach komm ach komm vom höchsten Saal
Komm tröst uns hier im Jammertal

O klare Sonn du schöner Stern
Dich wollten wir anschauen gern
O Sonn geh auf ohn deinen Schein
In Finsternis wir alle sein

(Text: Friedrich Spee 1622, Melodie: Köln 1638, Augsburg 1622)

 


Gott aus Schrott


Was mr dengat was mr dädat was mr dänd ond was mr händ
Was mr lernat was mr erbat was mr schderbat was mr send
Was mr hendrhär no sendat wemmr no mol nemme send
Ka ma fenda ausser Senda ao no was fürs Enkelkend

Jo mr glaobat dra ond schraubat schräge Schränk en Hitz ond Froscht
Riisa Räder schdandat schbäder patiniirt em raoda Roscht
En de Halla lammer schalla was ons fasziniira sott
Aber gfalla muass vor allem onserm graossa Gott aus Schrott

Was wir denken was wir täten was wir tun und was wir haben
Was wir lernen was wir erben was wir sterben was wir sind
Was wir hinterher noch senden wenn wir einmal nicht mehr sind
Kann man finden außer Sünden auch noch was fürs Enkelkind?

Ja wir glauben dran und schrauben schräge Schränke in Hitz und Frost
Riesenräder stehen später patiniert im roten Rost
In den Hallen lassen wir schallen was uns faszinieren sollte
Aber gefallen muss es vor allem unserem großen Gott aus Schrott

 


Mir send des Gsälz von der Erde


Was isch los bei uns Evangelische? Die Kircha bleibat leer.
Kommt et bald mol wieder an richtiger Rattafänger her,
a zarte Flötenmelodie
fürs harte Gschäft mit der Harmonie?

Mir send des Gsälz von der Erde,
Mir send des Gsälz von der Erde,
ein süßes Schlabbergelee,
ein Gottes Klong O Je.

Mögen Sie Marmelade zum Beispiel Stachelbeer-Gsälz?
Kocht der schwäbische Hausmann alternativ mir gfällts,
wenns gelb-grün schimmert im Glas.
Aber wie - wie macht man das?

Stachelbeer, Agar Agar, Voll-Rohr-Zucker drzua,
rühren bei schwacher Hitze, wenns dick wird laß rua.
Wemmer wackelt vibrierts wie a Gong,
gibt an Go-Go-Gottes-Klong.

Schlapp schlapp schlapp schlapp schlabberdibapp
aufam Deutsch-Evangelischen Rummelplatz do schlabbern mir uns ein ab:
99 in Stuttgart,
alle zwei Jahr in ra andra Stadt do gehts ab
(absolut abartig ab sag ich euch).

Mir machen den Markt der Möglichkeiten möglich,
da kann jeder kommen, bloß Künschtler die sind unmöglich.
Ja die wollen noch was dafür -
für ihr Kunscht. Mir zaalat nix weil mir - mir -

Mir laden keine Künschtler ein mir beauftragat ein,
der macht die Kunst am Kirchentag nicht billig, aber fein.
Jetzt macht euern Geldbeutel auf, Leut,
ziehts euch rein!

Kaufat des Gsälz von der Erde
Kaufat des Gsälz von der Erde
Des süße Schlabbergelee,
den Gottes Klong.

Was ist los mit uns Evangelischen? Die Kirchen bleiben leer.
Kommt nicht bald mal wieder so ein Rattenfänger daher,
eine zarte Flötenmelodie
fürs harte Geschäft mit der Harmonie?
Wir sind das Gsälz der Erde,
Wir sind das Gsälz der Erde,
ein süßes Schlabbergelee,
ein Gottes-Klong O Je.
Mögen Sie Marmelade zum Beispiel Stachelbeer-Gsälz?
Kocht der schwäbische Hausmann alternativ. Mir gefällt’s,
wenn es gelb-grün schimmert im Glas.
Aber wie - wie macht man das?
Stachelbeer, Agar Agar, Voll-Rohr-Zucker dazu,
rühren bei schwacher Hitze, wenn’s dick wird, laß’ ruh’n.
Wenn man wackelt, vibriert’s wie ein Gong,
gibt einen Go-Go-Gottes-Klong.
Schlapp schlapp schlapp schlapp schlabberdibapp
Auf dem Deutsch-Evangelischen Rummelplatz da schlabbern mir uns ein ab:
99 in Stuttgart,
2001 in der nächsten Stadt da gehts ab (absolut abartig ab sag ich euch).
Wir machen den Markt der Möglichkeiten möglich,
da kann jeder kommen, nur Künstler die sind unmöglich.
Die wollen noch was dafür -
für ihre Kunst. Wir zahlen nichts, weil wir - wir -
wir laden keine Künstler ein, wir beauftragen einen,
der macht die Kunst am Kirchentag nicht billig, aber fein.
Jetzt macht euern Geldbeutel auf, Leute,
ziehts euch rein!
Kauft das Gsälz von der Erde
Kauft das Gsälz von der Erde
Das süße Schlabbergelee,
den Gottes Klong. O Jesu
Christ, Dich zu uns wend,
Dein heilgen Geist Du zu uns send
Mit Hilf und Gnad er uns regier,
Und uns den Weg zur Wahrheit führ!
Was ist los …

 


Autobekenntnis


Ausgeplaudert von einem Fisch
an der Heckklappe einer Kombi-Limousine

Ich glaube an Otto und Daimler,
Schöpfer der ölverbrannten Idee
vom Automobil.
Und an Otto Normalverbraucher,
den eingebildeten Sohn hinterm Stern,
empfänglich für den geilsten Scheiß,
geboren im Kreiskrankenhaus Reutlingen,
gelitten unter der Straßenverkehrsordnung,
festgeschnallt am Stuttgarter Kreuz,
im Stau, Gas gegeben,
hinabgefahren zu den Reichen am Neckar,
am siebten Tage ausgeschlafen den Vollrausch,
aufgefahren zu den Wanderparkplätzen
der Schwäbischen Alb.
Es glitzern zur Rechten Porsches,
Alfas und Omegas.
Von dort wird er kommen
zu richten defekte Blinker und Kotflügel.
Ich glaube an das heilige Blech,
den Allgemeinen Automobilclub,
Gemeinschaft per Hightech,
Punkte-Tilgung in Flensburg,
Aufschwung der Wirtschaft
und ein ewiges Fahren.
Amen.

(Text und Musik: Thomas Felder)

 


Die Fackel hoch


Die Fackel hoch, denn scharf wird jetzt geschossen
Wir schwören heut den Eid aufs Vaterland
Mit Marschmusik und Streifen an den Hosen
Schmücken wir schön den Höllenbrand

SA marschiert nicht mehr wie einst in alten Zeiten
Heut macht die Bundeswehr bei neuen Kriegen mit
Wir stehn Gewehr bei Fuß zu ziehn in fremde Weiten
Heben die Hand zum Gruß marschieren im Glied

Wir sind erwachsen jetzt im Kreis der guten Staaten
Haben den Fuß gesetzt auf weiten Raum
Wo noch kein Friede herrscht da schicken wir Soldaten
Die machen Wirklichkeit aus einem großen Traum

Ich sitz im Gottesdienst die Augen fest geschlossen
Die Ohren angespitzt lausch ich dem Predigtwort
Es gibt Gewalt dagegen hilft kein Reden
Nur noch der Bomben Schlag den segne der Herr

Ich klapp die Augen auf da stehen zwei Gestalten
Vorn beim Altar mit einem weißen Tuch
Auf diesem Tuch steht du sollst nicht töten
Schon wird es eingerollt die beiden gehen

Doch gleich am Ausgang wird das Tuch gegriffen
Da steht die Polizei und der Dekan
Die Polizei sagt Sie sind verdächtigt
Und der Dekan sagt Sie haben gestört

In unsrer Kirche schärft man das Gewissen
Daß keiner Skrupel kriegt beim scharfen Schuß
Wer das Gebot zeigt dem wird’s weggerissen
Mit Pazifismus Machen wir Schluß

Von Anfang bis;
... haben den Fuß gesetzt Auf weiten Raum

(Text und Musik: Thomas Felder)

 


Hinunter ist der Sonne Schein


Hinunter ist der Sonne Schein
Die finstre Nacht bricht stark herein
Leucht uns o Christ du wahres Licht
Daß wir im Finstern tappen nicht

Dir sei Dank dass du uns den Tag
Vor Schaden Gfahr und mancher Plag
Durch deine Engel hast behüt
Aus Gnad und väterlicher Güt

Dein Engel und zur Wach bestell
Daß uns der böse Feind nicht fäll
Vor Schrecken Angst und Feuersnot
Behüt uns heint o lieber Gott

Womit wir han erzürnet dich
Das selb verzeih uns gnädiglich
Und rechne’s unsrer Seel nicht zu
Laß schlafen uns in Fried und Ruh

(Text: Nikolaus Hermann 1560, Musik: Melchior Vulpius 1609)

 

 


Hälfte vom Läaba (Felder/Hölderlin)

 

Beni no der moni gwäa be domolsbeni no der
Oder beni äbber ganz anders haet henderher
Zeit goot vorbei Leit gangat vorbei
Du schdoosch do morom kommsch et rae

Wenni dra denk domols ha do semmer
Oefach so romghoggt emma Zemmer
Tratscht ond glacht Schdond om Schdond
Bis en da früa Morga ond
Kommt a Idee
Raus an Baggersee
Naggat ond schee

Mit gäale Biira vooler wilde Rosa
Hangat des Land en da See
Roefa Baddria lääre Coladosa
Ziirat da Schdrand isch et schee

Iir holde Schwana bsoffa vom Kuss iir
Dongat da Kopf ens hoelig nüchterne Nass
Grasat da Grond ab iir Flussdiir
Iir wissat was Luscht macht ond Schbass

O waea mo nammi wenns Wender
Wad Bläamala mo da Sonnaschae
Drägglat em Schadda iir Kender
Aber lands schbiila nia sae
Maura Audobaana
Eiskalt schdarr schdomm
Em Weed klirrat Faana
Komm

(Text und Musik: Thomas Felder)

nach Hölderlins »Hälfte des Lebens«:


Bin ich noch der, der ich damals war, bin ich noch der
Oder bin ich jemand ganz anderer heute hinterher
Zeit geht vorbei Leute gehen vorbei
Du stehst da warum kommst Du nicht herein
Wenn ich dran denke damals ha da sind wir
Einfach so herumgesessen in einem Zimmer
Getratscht und gelacht Stunde um Stunde
Bis in den frühen Morgen und
Kommt eine Idee Raus an den Baggersee
Nackt und schön
Mit gelben Birnen voll mit wilden Rosen
Hängt das Land in den See
Reifen Batterien leere Coladosen
Zieren den Strand ist das nicht schön
Ihr holden Schwäne trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt ins heilig nüchterne Naß
Grast den Grund ab ihr Flusstiere
Ihr wisst was Lust macht und Spaß
Weh mir wo nehm ich wenn es Winter
die Blumen und wo den Sonnenschein
Tollt im Schatten herum ihr Kinder
Aber lasst das Spielen nicht sein
Mauern, Autobahnen
Eiskalt, starr, stumm
Im Winde klirren Fahnen
Komm

 


Heinrich vo Ofterdenga


(über die Erfindung von Taktarten mit Hilfe der Drehleier
und deren Verwendung im Verbrennungsmotor)


Wenn no dr Heinrich vo Ofterdenga
Haet richtig oft dät senga
Des wär a Feuerwerk
Des wär a Läaba
Ha do däds beba
Do dät sich heba
Dr Venusberg

Siibahondert Joor hotr sich schao wiider romtriiba ket bei danne Schdernaweiber. Dia hettat en jo gern bhalda, abr dr Heinrich hot gsaet: «Jetz langts. I be wiider jong ond muaß hoem zo maene Schwoba». Ond er schdeigt raus ausm Schdernaberg. Amma näabliga Frialengsmorga taucht er auf, z Offahausa aus dr Lauderquell. Er laoft am Bach na durch Gomadenga, ond wiad Sonn langsam da Näabl aufbricht, kommtr uf Marbach zom Gschdiat. Wianr dia Geil siit, do pfupfrats n abr gwaldig. So Hengscht han se saener Zeit vo de Araber aus Jerusalem hoem broocht, auf danne Kreizziag.
Als a jonger Kerle ischdr domols mitgritta vo Ofterdenga auf Jerusalem na. Et, weil er hett missioniira wella, noe. Er isch zo de Musikanda; do hot er glosnat, schdudiirt, danzt, ond bald hotr ao mitgsonga ond drzua gschbiilt, auf ama Inschdrument, moner vorher no nia gsäa hot. En dr räachta Hend hot er an Triibel ket ond hot dräät ammma Rad mod Soeta schtreicht emma ewiga Too. De lenk Hend hot Taschda griffa ond Melodia gschbiilt. So an Abberat hot er miaßa hao, ond dr Heinrich hot an glei aedauscht gega sae Schwert. «Deschd jetz mae Drääleier,» hotr zo saene Ritterkollega gsaet, ond wianer druf gschbiilt hot, do isch danne ganz anders worra. Dia hand jo bis det na nix bessers em Hirn ket wia kreiziga ond viirdoela.
Am Heinrich sae Drääleier hot sechs Soeta ket: Zwoe frd Melodii, de andre viir fr däa ewiga Too. Des hot am Heinrich abr no et glangat. «Oena vo danne ewige soll da Takt agea,» hot er gmoet ond hot so lang romdifdalat, bis da Schnagglr dao hot. Dui oena Soet hot er nämlich übr a bsondrs, loggers Schdäagle gschbannt, monr hot ganz genao kenna aeschdella. Wenn er jetzt sae Rad gschwend a weng schnäller hot laofa lao, noch hot dui Soet agfanga zom schnarra, weil des loggre Schdäagle genau middam Ausschlag vo därra Soet auf d Degge vo saem Inschdrument klepft hot. Dr Heinrich hot so lang probiirt, bis er viir saubere Schnarrschläg en oen Dräätakt naebroocht hot. So hot er da Kroes gviirdoelt, s Kreiz gschlaga ond drzua gsonga wia dr Deifl em Viirertakt. Saene Kollega send dogschdanda ond hand s Maul nemme zuakriagt. Auf oemol hand a baar agfanga zom danza ond de andre hots ao nemme lang ghalda. Iire Schwerter hand se grad liiga lao oder ao dauscht gega Musikinschdrument. Bald drnoch send se middam Heinrich wiider Richdong Hoemat pilgrat. En jedera Schdatt hot ma se willkomma ghoeßa mit dära nuia Musik. Bsonders en Wien, mo se dr Herzog vo Öschderreich a ganz Joor lang freighalda hot. Do hot dr Heinrich ammol wiider Zeit ket zom Iaba auf saera Leier, ond er hot rausgfonda wianr middam Rädle ao drei Schläg en oen Takt naebrengt. Wianer des danne Wäanr vorgfiirt hot, do han sem an Schbitznama gäa: Da Walzer han sen ghoeßa ond er isch so bekannt worra, dass er sogar a Aeladong noch Eisenach kriagt hot, aufd Wartburg. Er ischd aufträdda em Wettschdreit gega da Walter vo dr Voglwoed, da Wolfram vo Eschabach ond a baar andre vo de bekanndeschde Sänger domols. Abr säller Wettschdreit hett an beinoo Kopf ond Kraga koscht, weil er et wi älle andre dam Thüringer Landgrafa Honig oms Maul gschmiirt hot mit saene Liadr. Am Heinrich sae Musik hot oefach an Too herber klonga. En saem Gsang hot er äwwl ao gschompfa, gheilat, abr noch ao wiider herzhaft glachat ibr de ganz Dommhaet vo de Herrschafta.
Noch dära langa Wanderschaft ischdr als a reifr Ma en sae schwäbischa Hoemat zruckkomma. Dr Bischof vo Roddaburg hot am s Dekanat vo Hechinga überlassa. Des hot er so lang gfiirt, bisns wiider en da Venusberg zoga hot, zo de Schdernaweiber. Do gangat siibahondert Joor rom wia nix.
Abr jetz guck här! Do schdoodr wiider, z Marbach bei danne Geil. Er lauft weidr s Dal na, guggat lenks nom beim Baahof ens Dolderbachdäle, zom Schloß vo Grofaneck. Er schdoot uf dr Schdrooß ond überlegt, ob er glei weidrlaofa soll uf Buddahausa, mo dia Burga afangat: Hondrsenga, monr oft gsonga hot saener Zeit, Bichishausa, Gondelfenga, Derneck ond so weider, oder ob er vorher no gugga soll, wam aegentlich des nuie Schlessle det doba ghaert. Do kommt a Bauer auf saem Bulldog drhär ond haot Migge nae, weil dr Heinrich middla em Wäag romschdoot. «Kerle gang aus dr Ba ond schdeig auf. I fahr de glei uf Grofaneck, do kaerschd na». Dr Heinrich verschdoot koe Wort wäga dam lauda Modoor. Er schdiirt auf des Riisa Schwongrad vo dam Lanz Bulldog. Des dräät sich em Läärlaof grad so langsam, daß er haera ka wia der Diesel schafft: Asauga, Vrdichda, Zenda, Nausblosa, Asauga, Vrdichda, Zenda, Nausblosa. Am Schluß vo jedam Takt schlaets aus dam senkräachda Roor a schdenkiga schwaaza Raochwolk raus. Er denkt an Jerusalem, er denkt an sae Drääleier. Do hebt er saen Kopf a weng schiaf, guggat nauf zu dam Baura ond schreit em Takt vo dära Maschee:

«A lauta Art vom Vierertakt,
Mobil ond gar zom lenka.
Verzeiat se wenn oenr frogt:
Muaß obedengt so schdenka?»


Ach, würde doch Heinrich von Ofterdingen
Heute noch richtig oft singen
Das wäre ein Feuerwerk
Das wäre ein Leben
Da würde es beben
Da würde sich heben
Der Venusberg

Siebenhundert Jahre hatte er sich schon wieder herumgetrieben bei diesen Sternenweibern. Die hätten ihn ja zu gerne behalten, aber Heinrich sagte «Jetzt reicht’s. Ich bin wieder jung und muss heim zu meinen Schwaben». Und er steigt heraus aus dem Sternberg. An einem nebligen Frühlingsmorgen taucht er auf, in Offenhausen aus der Lauterquelle. Er geht am Bach hinunter durch Gomadingen, und als die Sonne langsam den Nebel aufbricht, kommt er nach Marbach zum Gestüt. Als er die Pferde sieht, da sticht ihn der Hafer. Solche Hengste brachten sie seiner Zeit aus Jerusalem mit nach Hause von den Kreuzzügen.

Als junger Kerl ritt er damals mit von Ofterdingen nach Jerusalem. Nicht, weil er missionieren wollte, nein. Er ging zu den Musikanten; hörte denen zu, studierte, tanzte, und bald konnte er auch mitsingen und er spielte dazu auf einem Instrument das er zuvor nie gesehen hatte. In der rechten Hand hielt er eine Kurbel und er drehte an einem Rad, das die Saiten strich in einem ewigen Ton. Die linke Hand griff in die Tasten und spielte dabei Melodien. So ein Gerät musste er unbedingt haben, und Heinrich tauschte es auch gleich ein gegen sein Schwert. «Das ist jetzt meine Drehleier,» sagte er zu seinen Ritterkollegen, und als er darauf spielte, da wurde denen ganz anders. Die hatten ja bis dato nichts anderes im Hirn als Kreuzigen und Vierteilen.

Heinrichs Leier hatte sechs Saiten: Zwei für die Melodie, die andren vier für den ewigen Ton. Das war aber dem Heinrich noch nicht genug. «Eine von diesen Ewigen soll den Takt angeben,» meinte er und tüftelte so lange herum, bis der Groschen gefallen war. Die eine Saite spannte er nämlich über einen besonderen kleinen Steg, den er ganz genau einstellen konnte. Wenn er jetzt sein Rad mal kurz ein bisschen beschleunigte, fing diese Saite an zu schnarren, weil der lockere kleine Steg genau mit dem Ausschlag von der Saite auf die Decke des Instruments schlug. Heinrich probierte so lange, bis er vier saubere Schnarrschläge in einen Drehtakt brachte. So konnte er den Kreis vierteilen, das Kreuz schlagen und dazu singen wie der Teufel im Vierertakt. Seine Kollegen standen dabei und kriegten den Mund nicht mehr zu. Auf einmal fingen einige an zu tanzen und die anderen hielten es auch nicht länger aus. Ihre Schwerter ließen sie liegen oder tauschten sie auch gegen Musikinstrumente. Bald danach pilgerten sie mit Heinrich wieder Richtung Heimat. In jeder Stadt hieß man sie willkommen mit ihrer neuen Musik. Besonders in Wien, wo sie der Herzog von Österreich ein ganzes Jahr frei hielt. Da hatte Heinrich auch endlich einmal wieder Zeit zum Üben auf seiner Leier, und er fand heraus, wie man mit diesem Kurbelrad auch drei Schläge in einen Takt hineinbringt. Als er das den Wienern vorführte, gaben sie ihm einen Spitznamen: Walzer nannten sie ihn, und er wurde so bekannt, dass er sogar eine Einladung nach Eisenach bekam, auf die Wartburg. Er trat auf im Wettstreit gegen Walter von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach und einige andere der bekanntesten Sänger damals. Aber jener Wettstreit hätte ihn beinahe Kopf und Kragen gekostet, weil er nicht wie alle andren dem Thüringer Landgrafen Honig ums Maul schmierte mit seinen Liedern. Heinrichs Musik klang einfach einen Ton herber. In seinem Gesang hörte man immer auch Schimpfen, Weinen, aber auch wieder herzhaftes Lachen über die ganze Dummheit der Herrschaften.

Nach dieser langen Wanderschaft kehrte er als ein reifer Mann in seine schwäbische Heimat zurück. Der Bischof überließ ihm sogar das Dekanat von Hechingen. Das führte er so lange, bis es ihn wieder in den Venusberg zog, zu den Sternenweibern. Da vergehen siebenhundert Jahre im Flug.

Aber jetzt schau her, da steht er wieder, in Marbach bei den Pferden. Er geht weiter das Tal hinunter, schaut links hinüber beim Bahnhof ins Dolderbachtal, zum Schloss von Grafeneck. Er steht auf der Straße und überlegt, ob er gleich weiterwandern soll nach Buttenhausen, wo die Burgen anfangen: Hundertsingen, wo er oft gesungen hat seiner Zeit, Bichishausen, Gundelfingen, Derneck und so weiter, oder ob er vorher noch erkunden soll, wem eigentlich das neue Schlösschen dort droben gehört. Da kommt ein Bauer auf seinem Traktor angefahren, bremst scharf ab, weil Heinrich mitten im Weg herumsteht.. «Mensch Kerl geh mir aus der Bahn und steig auf. Ich fahr dich gleich nach Grafeneck hoch, wo du hingehörst». Heinrich versteht kein Wort wegen des lauten Motors. Er betrachtet das Riesen- Schwungrad von dem Lanz Bulldog. Das dreht sich im Leerlauf gerade so langsam, dass er hören kann wie der Diesel arbeitet: Ansaugen, Verdichten, Zünden, Ausblasen, : Ansaugen, Verdichten, Zünden, Ausblasen, Ansaugen, Verdichten, Zünden, Ausblasen. Am Schluss von jedem Takt schlägt aus dem senkrechten Rohr eine stinkende schwarze Rauchwolke. Er denkt an Jerusalem, er denkt an seine Drehleier. Da hält er den Kopf etwas schief, schaut hinauf zu dem Bauern und schreit im Takt der Maschine:

«Eine laute Art vom Vierertakt,
Mobil und gar zum Lenken.
Verzeihen sie wenn einer fragt:
Muss es unbedingt so stinken?»

(Text und Musik: Thomas Felder)

 


Soodomm

Soodomm, so domm, so domm,
En Sodom ond en Gomorra, do send se fromm.

Ja do wad bäddat, do isch ma fleißig,
Oefach aschdendig rondrom,
Ond a jedes über dreißig
Hot da Buggl scho a weng kromm.

Wenn i von Sodom ammol noch Gomorra käm,
I däds laofa enra viertel Schdond
Amma Wiesabach onder Weidabeem –
A Spaziergängle, des wär gsond.

Saet dr König von Gomorra:
Mir grabat jetz a Tunnäll.
Mit dr Eisaba auf Sodom ra
En zäa Minudda, hei, des wird schnell!

Des Tunnäll wird hell, do fraet sich dr Bua
Über Lichtaoga aus Glas.
Da Beddodeggl degga mr mit Dräck zua,
Onna waxt do wiider a schees Gras.

Onser Bächle kommt enna Roor nae,
Dia alde Weida pflanza mr om.
Zwischa de Schdäd muaß ao koe Moor sae,
Mir bombats ab, mir send doch et domm.

Wer zweifelt do no an dr Notwendigkaet,
An dr Genialität von dam Projekt,
Am Nutza von dr Hochgeschwendigkaet
Onderm Bio- ond Öko-Aspekt?

Wemmir jetz onserm König et vertrauat,
Wammr gschdooft, und zwar zemmlich schwer.
Wemmir jetz des Tunnäll nicht bauat,
Wammr abghengt vom Fernverkehr!

Dr Hohe Priester spricht: Es ruht ein Sägen –
Ein Sägen vom lieben Gott
Überm Tunnäll; und wer da dagegen
Spricht, der schürt den Staatsbankrott!

Wer's glaobt – wer's glaobt wird seilg,
Wer's glaobt där kriagt an Preis.
Aber i, i glaob allmählich,
S isch a granadamäßiger – S.

 


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© Thomas Felder